Schaukelsommer-Törn

Das dieser Sommer nicht ein Hitze-Sommer wird, wie einige Jahre zuvor, wurde schon beim Abfahrts-Tag deutlich: In einer Wetterstörung mit leichtem Südwind habe ich abgelegt und Kurs Dänemark genommen. Wie die Jahre zuvor segel ich einhand vor, während die Crew in Form meiner Frau in Schweden dazu steigen wird.

Wolkiger Sommer-Törn-Start.

Der leichte Südwind mit unter zehn Knoten reicht nicht, um das beladene Boot mit seinen über fünf Tonnen genug anzutreiben, um die guten 50 Meilen bis Gedser in einer akzeptablen Zeit zu fahren. Also läuft die Maschine mit, sodass wir mit knapp sechs Knoten den Lübeck-Gedser-Weg folgen. Immer wieder ziehen schwere Wolken-Fronten durch, die glücklicherweise kein Wetter/Sturmböen mit sich bringen. Nach gefühlt unendlichen Stunden tauchen im Nordosten die Windräder vor dem dänischen Rodsand auf. Auf der anderen Seite, weiter im Süden segeln mein Segelfreunde Rilana und Uwe die mecklenburgische Küste Richtung Kühlungsborn. Sie haben gewettet, dass ich wegen fehlendem Wind doch nach Südosten abdrehe. Wette verloren. Ich folge schnurstracks meinem Weg und erreichte gegen 19 Uhr das Fahrwasser von Gedser. Die Nachwehen aus dem vergangenen Jahr, wo wir genau hier, mit Maschinenausfall wegen Dieselpest gegen die einbrechende Dunkelheit aufgekreuzt sind, stecken mir noch in den Knochen. Dieses Mal läuft alles im wörtlichen Sinne gut und wir erreichen den Hafen ohne Zwischenfälle. Wir sind in Dänemark! Sofort stellt sich die berühmte Gemütlichkeit ein und Alles läuft wesentlich langsamer. Herrlich!

Der erste lange Schlag von Travemünde nach Gedser.

Traumabewältigung
Auch am Folgetag begleiten uns schwache südliche Winde weiter Richtung Norden. Hinter der Rinne, parallel zum Strand von Gedser, biegen wir hinter der roten Tonne links ab und sehen, nichts. Die scheinbar unendliche Bucht von Marielyst fordert ihren Tribut: es folgten unendliche Stunden Maschinenfahrt, da der Wind für den heutigen knapp 60-Meilen-Törn ebenfalls zu schwach war. Eigentlich würde ich vorher in einen meiner Lieblingshafen Hesnaes abbiegen, aber dieser ist nach dem Jahrhundert-Sturm im vergangenen Spätjahr zerstört und gesperrt worden! Trotz vorheriger jahrelanger Baggerarbeiten, um die Rinne auf Tiefe zu halten, hat das dänische Folketing die Finanzierung für einen Wiederaufbau abgelehnt, so die Vereinigung der Yachthäfen in Dänemark (Foreningen af Lystbådehavne I Danmark FLID ).

Weiter Kurs Nord.

Am späten Nachmittag stehen wir endlich vor der Hafeneinfahrt von Klintholm. Hier war ich schon einige Jahre nicht mehr. Wie ich in der Fachpresse gelesen hatte, wurde vor dem Hafen ein Wellenbrecher aufgebaut. Genau aus Süd kommend, kann man die Einfahrt nicht gut ausmachen. Erst ein näherer Einblick macht den isolierten Wellenbrecher vor der Einfahrt sichtbar. Im Wellenschutz geht es immer noch dicht entlang der alten Hafenmauer in die Hafenbecken. Das rechte Fischereihafenbecken kennzeichnet unter anderem mit einem großen Piktogramm, dass hier keine Segler gewünscht sind. Schade, denn hier wollte ich das Boot für den Landfall aufklaren. Da die meisten Boote, die zeitgleich mit mir einfahren, links abbiegen, fahre ich gerade aus und finde einen traumhaften ruhigen Platz, hinter einem Ferienhaus. Die große Überraschung kam jedoch beim Bezahlen: mit 160 Kronen ist das der günstigste Hafen, wie sich später herausstellen sollte. Jetzt habe ich einen neuen Lieblingshafen gefunden, denn Duschen und Strom ist ebenfalls inkludiert, statt wie bei einigen anderen Häfen mit Hafenkarten, Pfand und Dusch-Guthaben komplizierte Abrechnungs-Orgien (oder noch schlimmer: die eigene Stromsteckdose per App finden (!) auswählen und anklicken).

In Klintholm fest.

Am nächsten morgen geht es endlich rund Möns Klint, bei heranfliegenden Fronten. Heute weht es ordentlicher mit über 15 Knoten aus Süd, sodass wir gut voran kommen und bereits Mittags das zweite Kap erreiche: Stevns Klingt. In der Windabschattung wärme ich mir eine kleine Mahlzeit auf, bevor es weiter geht, Kurs Dragör!
Leider habe ich diese Distanz ein wenig unterschätzt. Mit ordentlich Seegang, aber mitlaufenden Strom spült uns der Süd direkt vor den Fischereihafen. In der Einfahrt zum hinteren, kleinen Fischerhafen-Becken finde ich einen Platz, längsseits an der Pier. Geschafft! Ziel fast erreicht: Ich liege vor der Öresund-Brücke und muss nur noch rüber, nach Malmö!

Öresund-Brücke in Sicht!
Ziel fast erreicht: in Dragör fest.

Derweil ziehen die Fronten über uns hinweg. Am nächsten Morgen pfeift es mit über 30 Knoten im Rigg. Laut der dänischen Wind-App Sejladudsigt soll der Wind am Nachmittag durch sein. Also hinlegen und warten. Während der Schauer, die übers Deck prasseln bin ich wohl eingeschlafen und wache um 14 Uhr auf: vollkommene Ruhe und => Sonnenschein! Also hoch, Maschine an und ablegen. Es sind zwar nur knapp zwölf Meilen bis Malmö, aber die können es in diesem Revier in sich haben, gerade wenn ich einhand unterwegs bin!
Die Überfahrt gestaltete sich erfreulich gut. Der Wind bläst nur noch leicht aus West und schiebt uns Richtung Schweden. Vorbei an den zahlreichen Flachs erreiche ich schnell die große Durchfahrt und biege links ab. Hinter der Brücke wurde Wind ruhiger. Vor mir erstrahlt die Silhouette von Malmö mit dem alles überragenden weißen Turm.

Klar zur Brückendurchfahrt.

In Schweden
Ich habe bereits von Dragör aus online einen Platz in der Dockan Marina im Zentrum der Stadt gebucht und bestätigt bekommen. Der Weg führte zunächst an der mit Untiefen gespickten Uferlinie der Stadt. Später muss ich sogar noch etwas seewärts steuern, um an den Flachs vor der Einfahrt vorbeizukommen. Eine Hafeneinfahrt kann ich nicht erkennen. Selbst unmittelbar vor der Einfahrt zwischen den Häuserschluchten kann ich keinen Durchgang erkennen!? Erst ganz zum Schluss, als ich schon abdrehen wollte, sehe ich ein paar kleine Bojen und erkenne, dort muss es wohl hineingehen. Und tatsächlich: Mit einem Schlenker fahre ich mitten zwischen zwei große Wohnhäuser und befinde mich im Hafenbecken der Dockan Marina. Mein Platz B4 liegt ganz hinten links. Also einmal durchfahren und hinten in den Platz einfahren. Leider gibt es je Platz nur eine Schwimmboje für eine Achterleine. Dadurch schwojen wir in der Box ordentlich nach links und rechts, wenn eine Windböe den Weg durch die Häuserschluchten gefunden hat.

Fahrt durch die Häuserschluchten.
In der Dokkan-Marina Malmö fest.

Die Marina im Herzen der Stadt ist natürlich etwas ganz Besonderes. Bestimmt nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt es. Alles ist schick und neu, so auch das Marina-Büro. Die Duschen befinden sich allerdings im hinteren Gebäude-Teil, ohne Fenster und Frischluft und nur vier Duschen und ein winziges Waschbecken ohne Ablagemöglichkeit!? Rasieren sich die Schweden nicht mehr? Egal, ich versuche vom sehr jungen Hafenmeister herauszufinden, welche Buslinie zum Fähranleger der Finnlines aus Travemünde fährt. Damit habe ich viel Irritation ausgelöst! So eine Frage haben sie hier noch nicht gehört!? Tatsächlich haben mir die Hafenmeister geraten, meine Frau mit dem Taxi abzuholen, denn eine richtige Buslinie fährt nicht in das Industriegebiet!?
Mission erfüllt!
Gesagt, getan, der Bahnhof liegt zehn Minuten Fußweg entfernt und die Taxen stehen direkt dahinter. Nach einem kurzen Telefonat nach Ankunft der Fähre mache ich mich auf den Weg zum Fährterminal. Ja, die Strecke ist als Fußmarsch kaum zu bewältigen und zudem vollkommen unattraktiv, da große Industriegelände umgangen werden müssen. Nach gut einer viertel Stunde Autofahrt sehe ich meine Frau und zusammen fahren wir zurück ins Zentrum von Malmö. 50 Euro kostete dieser Spaß. Möglicherweise hätte ich ein anderes und damit günstigeres Taxi nehmen sollen?!

Ungeplante Hafentage
Krankheitsbedingt (meine Frau erkältete sich auf der Fähre) legten wir drei Hafentage in Mamö ein. Da wir bereits in Sichtweite des „Turning Torso“ lagen, buchte ich uns für den nächsten Tag zwei Karten für eine Auffahrt in schwindelerregende 190 Meter Höhe! Der Turning Torso ist ein vom spanischen Architekten Santiago Calatrava im Stil des Dekonstruktivismus (Nach-Moderne, ab ca. 1968) erbautes Hochhaus mit 54 Etagen. Es ist der zweithöchste Wolkenkratzer Skandinaviens und das vierthöchste Wohngebäude Europas.
Nach einem schicken Entrè mit Körperfiguren als Türöffner werden wir in einen der Fahrstühle geführt. Mir wird es ein wenig blümerant, wenn ich im Fahrstuhl bedenke, wie schnell wir hier hoch sausen. Nach ein paar Sekunden öffnet sich die Tür und eine launige Hintergrundmusik beruhigt die aufgeregte Stimmung. Als erstes orientieren wir uns an den nicht ganz rechtwinkligen Fenstern nach draußen: sind wir in einem Flugzeug? Unfassbar hoch! Glücklicherweise hören wir keinen Wind und spüren ihn auch nicht, denn der Turm bewegt sich im Sturm bis zu 30 Zentimetern zu jeder Seite!!! Wir geben uns dem Höhen-Spektakel hin und genießen die Aussicht bis hinüber, zur Skyline von Kopenhagen: gigantisch!
Die Stadt Malmö bietet viel. Wir haben von oben gesehen, wie die gesamte Uferpromenade hübsch ausgebaut ist und sich quasi eine Badeanstalt an die nächste anreiht. Daneben schließt sich ein kleiner Hafen an, der mich natürlich magisch anzieht. Eine schmale Rinne geht vom Parallel-Weg, entlang der Küste ab und führt in den kleinen, relativ neu angelegten Hafen. Dahinter schließen sich Parks, u.a. mit einer Wasserski-Bahn an. Wir folgen einem Rundweg und kommen über den Schlosspark zurück in die Innenstadt. Eine quirlige, moderne Stadt mit erstaunlich wenigen alten Menschen!? Werden schwedische Rentner ausgelagert? Wenn ja, wohin?

Der schiefe Turm von Malmö!
Ausblick vom Turning Torso.
Wechselhaftes Wetter begleitet uns in Malmö.

Weiter Kurs Nord
Nach dem dritten Tag ist die Erkältung meiner tapferen Frau bewältigt und auch ein schwedischer Corona-Test, der auch den Influenzavirus anzeigen soll, sind negativ. Also Leinen los und weiter, Kurs Nord!
Die abgezogenen Fronten hinterlassen nun Hochdruckeinfluss, der sich über dem Öresund festgesetzt hat. Dadurch fehlt der Wind. Bei glattem Wasser laufen wir unter Maschine die Insel Ven an. Nach ein paar Stunden stehen wir vor dem südöstlichen Hafen Backviken. Den kennen wir noch nicht. Nach dem problemlosen Einlaufen und vertäuen genießen wir die schwedische Insel, nachdem sich ein kurzer Wolkenbruch entleert und den blauen Himmel wieder freigegeben hat.
Oben, auf dem Steilufer zeigen sich die Folgen der gut ausgebauten Fährverbindungen zu vielen Öresund-Häfen: Eine kaum zu überblickende Anzahl von gelben Leih-Fahrrädern! Glücklicherweise sind wir mit dem Rundgang am frühen Abend gestartet, nachdem die meisten Inselbesucher wieder mit den Fähren heimgefahren sind. Es herrscht Ruhe und der Fahrrad-Verleih ist geschlossen. Nach einem anschließenden Gang entlang der Ostküste stellt sich das schwedische Urlaubs-Insel-Feeling ein, auf das wir uns so gefreut haben! Herrlich!

Ein paar Fahrräder, dachten wir…
Gerüstet für einen enormen Ansturm von Tagestouristen auf Ven.
Traumlage: am Abend wird es ruhiger.
und immer wieder Wetterstörungen.

Unsere Fahrt führt uns am nächsten Tag weiter, den Öresund rauf. Durch die beständige Südwindlage der vergangenen Wochen hat sich ein kontinuierlicher nach Nord setzender Strom eingestellt. Somit werden wir mehr geschoben, als uns der Diesel bei stillem Wasser nach vorne fährt. Unser nächstes Ziel ist das bekannte Helsingör, auf der dänischen Westseite des Sundes.
Da die nächste Wetterstörung angekündigt war, haben wir uns über einen geschützten Hafen gefreut. Auf dem Axeltorvet, dem Marktplatz der schönen Altstadt von Helsingör wurde bereits eine Tribüne aufgestellt, um das Fußballspiel der Europameisterschaft von Spanien gegen England zu übertragen!
Wir mussten uns langsam entscheiden, wann wir den Bug wieder nach Süden richten sollen! Eine schwierige Entscheidung, da ich gerne weiter rauf, bis nach Hallands Väderö , der ersten westschwedischen Schäreninsel wollte….

Nördlichste Hafen
Obwohl die Wetterstörung am Durchziehen war, entschieden wir uns, wenigstens rüber, auf die schwedische Seite zu fahren. Wir verholten uns ins schwedische Viken, dass gleichzeitig unser nördlichster Hafen auf diesem Törn werden sollte. Auf dem Weg erlebten wir die enorme Strömung des Öresundes! Mit ordentlich Schub spülte uns der Strom vorbei an den vorgelagerten Untiefen und hinein in den kleinen Hafen. Der war genauso, wie wir uns einen schwedischen Hafen vorstellen! Gemütlich und mit viel Geschmack verzierte alte Häuser und natürlich mit hervorragender Versorgung.
Am späten Nachmittag spazierten wir um die Huk, entlang des Öresundes und konnten einen sehr schönen Ausblick auf den Ausgang des Sundes und weit ins Kattegat hinein genießen.

Sagenhafter Ausblick über das Kattegat.
Viken: Unser nördlichster Hafen am Öresund-Ausgang.

Die Zeit forderte ihren Tribut, also hieß es am Folgetag: Ablegen und den Bug nach Süden richten. Das funktionierte erst ganz gut, bis wir in der Mitte des Sundes auf eine starke Gegenströmung von etwa drei Knoten trafen! Da das Wetter mit Regenschauern durchsetzt war und die Sicht entsprechend mäßig, setzte ich einen relativ direkten Kurs auf die gegenüberliegende dänische Seite, um dort einen Neerstrom zu erwischen. Wir motorten „mit angezogener Handbremse“ beinahe zwei Stunden rüber, bis uns erst auf der Fünf-Meter-Linie der Neerstrom aufnahm und mit etwa zwei Knoten nach Süden schob! Wie in einem Treck folgten zahlreiche Boote dem Neerstrom vorbei an Helsingör und an den vielen Fähren, bis es ruhiger wurde und wir im dänischen Sletten einen wunderbaren kleinen Hafen nach unserem Geschmack gefunden haben.
Hier gesellte sich am späten Nachmittag noch eine junge schwedische Skipperin mit ihrem Freund auf einem klassischen Pilot-Cutter mit einem beeindruckenden Bugspriet von etwa drei Metern neben uns dazu. Der kleine Ort beeindruckt nicht nur mit einem wunderschönen Steilufer und vielen alten Häusern, sondern auch mit dem nahe gelegenen Kunstmuseum Louisiana https://louisiana.dk/en/ , dass leider während unserem Aufenthalt geschlossen war.

Zurück, an Helsingör vorbei.
Zwischenziel erreicht: Kopenhagen!

Kopenhagen mit vielen Überraschungen
Zwischen den Wetterstörungen versuchen wir guten Weg nach Süd zu machen und durchqueren den Öresund am Folgetag bei heißem Hochdruckwetter und spiegelglatten Wasser nach Kopenhagen, dass wir uns für den vorhergesagten Regentag ausgesucht hatten.
Wegen der Großwasserbaustelle vor Kopenhagen, weswegen die Sportboot-Durchfahrt zum Kongsdyb geschlossen wurde, haben wir uns entschieden, nach Margretheholm zu fahren. Dort sind wir immer noch recht dicht zur Altstadt für den bevorstehenden Regentag.
Vorbei an den abgesperrten Baustellenbereichen sind wir Kurs der markanten Müllverbrennungsanlage rechts eingebogen und trauten unseren Augen nicht: Eine Brücke verhindert die Weiterfahrt in den Hafen!?
Glücklicherweise wurde ein Schwimmponton unmittelbar vor der Brücke festgelegt, an dem wir festmachen und die Stunde warten konnten, bis um 16 Uhr die Brücke wieder öffnen sollte. Ab dann soll sie für das gesamte Wochenende offen sein.
Nach der Öffnung waren wir in null Komma nix im großen Hafen und belegten einen der vielen freien Plätze. Da die Hitze drückte und wir am liebsten sofort ins Wasser springen wollten, machten wir uns auf den Weg, das Freibad zu suchen, dass wir einmal in einer Mare TV-Sendung gesehen hatten. Tatsächlich brauchten wir nur vom Hafengelände runtergehen, der Straße bis zum Ende folgen und schon sahen wir Menschen-Ströme in eine Richtung gehen, wo wir uns einfach Mal einfädelten. Um eine alte Industrie-Brache herum öffnete sich ein Bild, dass wir so nicht erwartet hätten: Vor uns war eine Wiesenfläche mit vielen jungen Menschen bevölkert, die sich sonnten. Davor wurde in einem alten Hafenbecken eine Schwimmzone mit Bojen abgetrennt und ein Schwimmponton platziert, indem sich auch eine Sauna befunden hat. Sofort zogen wir uns aus und sprangen in die kühlen Fluten des Kopenhagener Ostseewassers – Herrlich!

Später zogen wir der Menschenmenge weiter hinterher, die jedoch nicht zum Baden hier hergekommen sind, sondern zum Reffen Streetfood https://reffen.dk/ pilgerten, das etwas weiter, in einer ebenfalls verlassenen Industrie-Brache aufgebaut war. Hier wurden verschiedene Speisen aus aller Herren Länder aus umgebauten Containern angeboten. Natürlich auch Bier und coolen Sound gab es oben drauf. Das Gefühl war ein bisschen Christiania auf modern. Direkt am Ufer des Kongsdyb, gegenüber vom Langelinie-Havn => Kopenhagen lohnt sich immer => einfach herrlich!
Der nächste Tag wurde, wie angekündigt, verregnet. Mit dem Bus, der von der Straße am Hafen ins Zentrum pendelte, erkundeten wir die Innenstadt, bis es am späten Nachmittag aufhörte zu regnen.

Regentag mit Ankündigung.
Shopping-Mall in Kopenhagen.
Kopenhagen ist jung und wild!

 

Mühsam Kurs Süd
Wir wollen weiter, denn das Wetter sollte sich abermals verschlechtern. Also früh los und bei einem Südost gegen Wind und Strom frei motoren. Hinter Dragör versuchte ich vergeblich zu segeln. Der Wind drehte von Südost auf Süd und kam genau auf die Nase. Mit dem Groß als Unterstützung motorten wir weiter, bis auch das südlich von Dragör gelegene Flach querab lag. Hart am Wind segelten wir bei mittlerweile ordentlich Seegang in die Köge Bucht, nach Südwest. Doch wohin? So werden wir das Ziel Rödvig nicht erreichen! Nachdem der Wind mit der Sonne weiter auf SSW, also immer genau auf die Nase drehte, beendete ich den Segelversuch und motorte auf Köge zu. Mal schauen, wie es dort aussieht. Nach ein, zwei Stunden war der Tanz vorbei und wir fuhren in das Hafenbecken ein. Interessanterweise konnte ich keine Deckung mit dem Hafenführer erkennen und stellte hinterher fest, dass sich der Yachthafen weiter westlich befindet. Glücklicherweise hat die Stadt Köge einen kleinen Schwimmsteg, direkt vor der Altstadt platziert und uns damit eine wunderbar geschützte Liegemöglichkeit beschert!

Ungeplanter Stopp: Köge.

Medizinischer Notfall
Zur Feier des Abends gönnten wir uns ein Abendessen in einem Büfett-Restaurant. Nachdem ich meine Vorspeise zusammengestellt hatte, vermutete ich Oliven darin, die entkernt waren. Es kam wie es kommen musste: Nach der zweiten Olive habe ich so sehr auf einen Kern gebissen, dass ich den Backenzahn oben links zerbrochen habe! Das Abendessen war für mich gelaufen.
Nach der google-Suche haben wir beinahe zehn Zahnärzte in Köge gefunden und machten uns am Folgetag auf die Reise…ohne Erfolg! Es hat mich kein Zahnarzt als Notfall, also zwischendrin behandeln wollen!? Zum Schluss haben wir eine Telefon-Nummer einer Notfall-Praxis in Kopenhagen erhalten, die nach 18 Uhr Patienten behandeln soll!?
Also Plan B: Mit Mundspülungen und Schmerzmittel legten wir bei West mit guten 20 Knoten ab und segelten im Landschutz um die östliche Bucht und Stevns Klint nach Rödvig: Rekord-Speed: knapp zehn Konten SOG!!! Der Hafen ist nach dem gewaltigen Herbststurm im vergangenen Jahr wieder hübsch hergerichtet worden! Wir haben einen spektakulären Platz, direkt neben der Einfahrt eingenommen und haben das schöne Rückseiten-Wetter genossen.

Zwischenstopp in Rödvig.

Leider sollte die nächsten Tage wieder schlechteres Wetter bzw. starker Westwind folgen. Somit entschieden wir uns nicht durch den Guldborgsund zu fahren, sondern der Außenroute weiter folgen, die ich auch nach Norden gesegelt bin. An einem ziemlich grauen Morgen segelten wir los, Kurs Möns Klingt. Bedauerlicherweise war auch kurze Zeit später der Wind weg und es blieb eine fürchterliche alte Dünung aus Südost. Also wieder Jockel an und um Möns Klint herum, nach Klintholm. Dieser Hafen ist zu meinem neuen Lieblingshafen in Dänemark avanciert. Er ist nicht nur sehr hübsch gelegen, sondern zudem auch relativ günstig, obwohl er früher, mit zu den teuersten in ganz Dänemark gehörte,- so verändern sich die Zeiten!
Statt heulenden West erlebten wir in Klintholm einen wunderbar ruhigen Hafen mit spiegelglattem Wasser und Sonnenschein! Auch hier hat sich eine kleine Streetfood-Area entwickelt, die wir gerne besucht haben.

Derselbe gut geschützte Platz in Klintholm.
Traumhafte Abendstimmung in Klintholm.

Gemeinsame Trauma-Bewältigung
Der Folgetag bescherte uns abermals einen fantastischen Segelstart mit ordentlich Südwest, der uns auf Am-Wind-Kurs bis zur Höhe von Hesnaes führte. Dann drehte der Wind mehr auf Süd und wehte uns, wieder einmal, genau auf die Nase. Also Jockel an, und die lange Bucht bis Gedser runter motoren. In Gedser angekommen, haben wir endlich unser Maschinen-Trauma gemeinsam bewältigt! Wie im vergangenen Jahr, waren wir ein paar Stunden früher an Ort und Stelle und konnten ohne Ausfall des Antriebes das Gedser Flach überqueren.
Meine Zahn-Problematik entwickelte sich Dank eifrigen Spülen und Entzündungshemmer gut, sodass ich nicht runter nach Warnemünde segeln musste, um einen Zahnarzt aufzusuchen, sondern wir konnten den gewünschten Kurs Richtung Westen folgen.

Abendstimmung in Gedser.
Der Skipper bei der Rück-Überquerung der Kadett-Rinne.

Der Folgetag brachte uns wieder enormen Hochdruck-Einfluss und damit, wie fast immer – keinen Wind. Bei spiegelglattem Wasser motorten wir über die Kadetrinne nach Fehmarn. In Burgtiefe versüßten wir uns die Ankunft in deutsche Gewässer mit einem tollen Sushi Essen auf einem Kutter, mitten im Yachthafen.

Sushi mit Aussicht in Burgtiefe auf Fehmarn.

Der 20. Törntag führte uns wieder zurück in die heimatliche Lübecker Bucht. Nach rund 450 Seemeilen erreichten wir unseren Heimathafen Travemünde mit einem etwas verletzten Skipper und einer nicht mehr funktionierenden WC-Pumpe, aber ansonsten Schiff und Crew wohlauf.

In der heimatlichen Bucht, vor Travemünde.