Meine Liebe zum Nachbar-Seebad Warnemünde besteht schon seit vielen Jahren. 2004 segelte ich im Rahmen der Warnemünder Woche die Langstrecken-Regatta Rund-Bornholm mit. Damals noch mit meiner IW 31, einer Sparkman & Stephens-Schönheit aus Schweden. Der Bericht darüber kann im Palstek nachgelesen werden. Später unterstützte ich als Redakteur das Presseteam der Warnemünder Woche und bin immer wieder begeistert, wie unkapriziös die Warnemünder Segler Ihre Leidenschaft leben. Dazu gehört natürlich die Kaderschule auf der Mittelmole, die immer noch den Charme der ehemaligen DDR versprüht. Doch das soll nun zu Ende sein und mit gigantischen Baumaßnahmen soll die Mittelmole umgebaut und ein neuer Sportboothafen entstehen. Das wollte ich mir anschauen und segelte Kurs Ost.
In der Warnow angekommen, war die Einfahrt vor lauter Schwimmpontons und Kränen nicht auszumachen. Irgendwo entdeckte ich eine schmale Durchfahrt, gesäumt von meterhohen Spundwänden und flutschte hindurch. Plötzlich geht es scharf links um die Ecke und der Steg des WSV lag vor mir. In einer hinteren Ecke fand ich die letzte Box und war froh, meinen Langkieler nicht mehr herum manövrieren zu müssen.
Die Sportschule lag noch genauso da, wie ich sie in Erinnerung habe. Und eine Betriebsamkeit zeugt von den enormen Einsätzen der Segeltrainer, die mit ihren jungen Seglern an der großen Rampe Jollen zu Wasser lassen: Es soll gesegelt werden!
Mit etwas Wehmut fotografiere ich noch einmal die alten Gemäuer und weiß, dass es das bald nicht mehr geben wird!
Durch den Baulärm habe ich beschlossen, die Seite zu wechseln und habe mich in die etwas elitäre Hohe Düne-Marina rübergemacht. Nach der enormen Enge im Becken der Mittelmole erscheint mir die Hohe Düne ziemlich verlassen und erinnert eher an eine Film-Kulisse. Leider waren die Wellness-Angebote wie Sauna für Gastlieger coronabedingt geschlossen.
Ein ziemlich ungemütlicher West mit im Durchschnitt 30 Knoten verhinderte die Rückfahrt. Genau gegen die Elemente muss bei diesem Wind nicht sein. Also warten. Nach zwei Tagen ging der Wind runter auf 20 Knoten und öffnete ein Fenster für den Weg zurück, natürlich mit Westkurs.
Anfänglich blies es noch so hart, dass ich mir in Kühlungsborn eine Pause gönnte.
Nach einem Kaffee und einem Fischbrötchen nahm der Wind, entgegen der in dieser Saison sowieso etwas unsicheren Vorhersagen (wegen zu wenig Flugzeuginformationen) ab und ich warf die Leinen los.
Nach Sonnenuntergang erreichte ich Travemünde und war froh, die knapp 57 Seemeilen einigermaßen flott abgeritten zu haben.