Saisonstart 2020: Zwischen Hoffnung und Katzenwäsche

Der Saisonstart 2020 war für uns Küstenbewohner ein ganz besonderer: Zum ersten Mal wurde im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ein Verbot ausgesprochen, dass wir nicht auf unsere Boote dürfen! So etwas habe ich noch nie erlebt!
„Ganz geheim“ und mit schlechtem Gewissen haben wir uns in die Winterlager „geschlichen“, um unsere Boote startklar für die Saison zu machen. Viele unserer Winterlager-Nachbarn haben wir überhaupt nicht gesehen, da es Einreiseverbote der Bundesländer gab! Spätestens jetzt wurde jedem Eigner schnell klar, dass diese Zeit eine besondere ist!

Kaum zu glauben: Trotz Corona mit unübersichtlichen Verboten steht das Boot bereit zur Kranung.
…und schnell wird das Winterlager verlassen…
…um im Heimathafen in Travemünde anzukommen!

Kurz nach der Aufhebung des, aus meiner Sicht fragwürdigen Verbotes die Boote an Ost- und Nordsee zu nutzen, hatte ich am 7. Mai Krantermin! Alles funktionierte zu meiner Überraschung reibungslos, der Frühling machte sich breit und diese „merkwürdige Saison“ konnte tatsächlich starten!
Mit einem Gefühl, jetzt kann kommen was will, startete ich am Dienstag, den 19. Mai zum Himmelfahrts-Törn! Durch die bis dahin geltenden Beschränkungen waren Ziele im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern, als auch in Dänemark verboten! Auch der Törn stand bereits vor Abfahrt unter ebenfalls besonderen Zeichen. Ich war gespannt, was auf uns zukommen wird.

Mit unsicheren Gefühlen wird der erste Törn vorbereitet.
In Grömitz sind kaum Masten zu sehen!?
Die Anmeldeprozeduren -mit Munschutz versteht sich- werden aufwendiger.
Warntafeln und Hinweise …
..an jeder Ecke des Hafens.
Selbst Die Promenade erfährt in Grömitz einen intensiven Waschgang.

Der erste Tag führte uns ins gegenüberliegende Grömitz, was unter Langkiel-Eignern, wegen seiner etwas dicht zusammenstehenden Stege, als Manövrier-Herausforderung berüchtigt ist. Bereits vor dem Einlaufen sind mir die wenigen Masten aufgefallen. Tatsächlich fanden wir einen nur halb gefüllten Hafen vor!? Normalerweise ist die Saison an Himmelfahrt Mitte Mai bereits voll im Gange und die Boote drängeln sich in den Boxen!
Im Hafen angekommen, verspürten wir zwar eine gewisse Geschäftigkeit durch zahlreiche Boots-Kranungen, aber alles wirkte irgendwie gedämpft. Auch der Hafenmeister saß ziemlich entspannt hinter seiner Plexiglasscheibe (Spuckschutz) und kassierte sein Liegegeld. Der nächste Morgen sollte eigentlich mit einer erfrischenden Dusche starten, die jedoch ausfiel, da die kompletten Duschräume geschlossen waren! Es waren lediglich und glücklicherweise die Toiletten geöffnet. Bedauerlich habe ich empfunden, dass auch die Waschbecken nicht zugänglich waren, so dass mir nichts übrig blieb, als die Katzenwäsche an Bord zu verrichten. Auch ökologisch fragwürdig, wobei sich diese und Klimafragen in der Corona-Zeit scheinbar unterzuordnen haben…

Die Frage war, wie sieht es in den anderen Häfen aus? So segelten wir weiter, umsegelten das „berühmt berüchtigte“

Weiter gehts, zum „berühmt berüchtigten“ …

Durch den Fehmarnsund…
..in das Piratennest Orth.

Cap Dahmeshöved mit Nord-Kurs und erreichten bald den Fehmarnsund. Als Freund der unkonventionellen Häfen steuer ich gerne diesen etwas abgelegenen Hafen an. Aber auch hier: wenig Boote im Wasser und viele Boxen frei, wie ich es um diese Jahreszeit noch nicht erlebt habe!? Auch hier dasselbe Spiel. Eine entspannte Lage, relaxte Hafenmeister und geschlossene Duschen. Da das Wetter immer besser wurde und die kurze Büx zum ersten Mal im Jahr ihren Betrieb aufnahm, entwickelte sich zeitgleich der dringende Wunsch, zu duschen.
Der wunderbare Grieche in Orth hatte glücklicherweise geöffnet, so dass wir uns ein zauberhaftes Essen an einem Holztisch vor unserem Boot kredenzten und auf meinen Geburtstag angestoßen haben. Mit einem Schampus spülten wir die Sorgen runter und erfreuten uns am Anblick des Flügger Leuchtturms  in der Abendsonne.

Traumhaftes Liegen, mit Blick auf den LT Flüggesand.

Nach weiteren Katzenwäschen dachten wir uns: auf zum nächsten Hafen! Jetzt führte uns der Kurs zurück durch den Sund und zu dem mondänen Yachthafen Burgtiefe. Auch hier: wenig Boote und sehr viel freie Boxen. Beim Hafenmeister stellte ich zum ersten Mal gleich die Frage „ wie sieht es mit duschen aus?“ Fehlanzeige! Auch in Burgtiefe standen zumindest  Waschbecken zur Verfügung, aber keine Duschen….
Am nächsten Morgen sind mir die ziemlich beschlagenen Fenster der Kuchenbude meines Nachbarn aufgefallen: Beim näheren Hinsehen, saß dieser in seinem Cockpit und duschte vollkommen entspannt an Bord. DAS ist die Lösung, dachte ich mir!

Wieder durch die Brücke…
Kurs Burgtiefe.

Irgendwann ist es auch genug, so dass wir mit einer Wetterstörung im Nacken von Fehmarn bereits einen Tag früher aufbrachen, um uns bei einem kräftigen Südwest, hinter Dahmeshöved, in die Lübecker Bucht zurück zu kämpfen (das Los der Travemünde-Lieger)…

Auch hier Hinweisschilder: Abstand halten!

Insgesamt empfinde ich trotz aller neuen Vorschriften eine tiefe Dankbarkeit ein Schleswig-Holsteiner zu sein, der auf sein Boot „darf“ und lossegeln kann, (fast) wie es mir beliebt! Die verschiedenen Restriktionen sind meiner Meinung nach oftmals fragwürdig, aber vorgeschrieben. Ich werde auf meinem Boot eine Außendusche einbauen um ähnlich, wie der Nachbar in Burgtiefe, im eigenen Cockpit und später auf der Badeplattform duschen zu können. Davon habe ich schon immer geträumt! 😉