Sommertörn 2019: Wieder Kurs ENE

Der Sommer 2019 bescherte uns statt einer schönwetterbestimmenden Ostlage das Gegenteil. Mit einer instabilen Westlage und einer gesundheitlichen Beeinträchtigung startete ich verspätet mit meinem Freund Frank am 3. Juli in Travemünde. Auch die Wettergötter waren mit unserem Startzeitpunkt scheinbar auch nicht zufrieden und sendeten einen ungemütlichen Nordwest, der uns bereits während der Ansteuerung von Fehmarn ordentlich grünes Wasser übers Deck spülte. Statt im Ölzeug grimmig in die Gischt zu blinzeln, verholten wir uns von der Pinne im Cockpit, rein ins Steuerhaus und schalteten um aufs Rad: Das Konzept des Steuerhauses begeistert mich gerade in solchen Momenten immer wieder!

Der Start des Sommertörns 2019 begann mit viel grünem Wasser.
Der Törn startete mit Schräglage.
Der aufziehende Starkwind kündigte sich mit einem feurigen Himmelspektakel an.

In Burgtiefe zeigte uns der angekündigte Starkwind mit über 30 Knoten einen besonders feurigen Sonnenuntergang. Erst am übernächsten Tag ging es weiter, Richtung Dänemark. Durch die mehrfachen Verzögerungen platzte mein Vorhaben, das Boot bis an die südschwedische Küste zu bringen, um dort den Crewwechsel zu machen. Stattdessen segelten wir mit sieben Knoten (ja, ein Langkieler kann auch schnell segeln! ;-))  durch den Windpark südlich von  Lolland und erreichten den Crewwechselhafen Nyköbing im geschützten Guldborgsund.
Wie schon oft erlebt, wechselte das Wetter mit der Frau an Bord von grau nach blau! 🙂

Der Langkieler läuft: Mit 7 Knoten rüber nach Dänemark.
Im Windpark südlich von Lolland.
Die Brücke vor dem Etappen-Zielhafen Nyköbing auf Falster.
In Nyköbing zum Crewwechsel fest.

So segelten wir bei immer besser werdenden Wetter durch das Smalandfahrwasser, das ich bereits im April während der Oslo-Überführung durchquert hatte.
Via Bögestrom ging es über Rödvig weiter Kurs Nordost, rüber nach Schweden. Wir waren schon einige Jahre nicht mehr im kuscheligen Skanör, einem sehr beliebten Feriengebiet an der südschwedischen Küste. Zunächst hatten wir den Eindruck, dass sich dieses Gefühl auch dieses Jahr wiederholen würde. Leider machte die Tourismus- Expansion auch vor Skanör nicht halt: Der Hafen wird gerade mit neuen Schwimmstegen erweitert. Dann wurde gegenüber unseres Liegeplatzes ein neues „Restaurantgebäude“ an den Strand gesetzt. Als sich in den Abendstunden immer mehr sehr gut gekleidete junge Damen und Herren vor dem Gebäude sammelten, wurde uns klar, was es damit auf sich hatte: Hier wurde ein Nachtclub eröffnet, durch den der Ort im Hinterland nicht gestört werden soll….ab 22 Uhr startete die Hafen-Beschallung….und lies uns bis morgens gegen 5 Uhr nur wenig schlafen.

Brücken gehören im Smalandfahrwasser dazu.
Zufrieden in Rödvig gelandet.
Party-Alarm: Neuer Nachtclub am Strand von Skanör.

Unser Kurs führte uns weiter gen Norden, durch die gewaltige Öresund-Brücke in mein gleichnamiges Lieblingsrevier. Ein Hochdruckgebiet über Südschweden bescherte uns Sommerwetter aber keinen Wind. So fuhren wir mit der „eisernen Fock“ Richtung Ven aber stellten schnell fest, dass die schwedische Insel noch weitere fünf Stunden Maschinenfahrt bedeuten würde. So „bogen wir links ab“ und fuhren auf die künstliche dänische Insel Flakvoret.
Diese Insel wollte ich schon immer anfahren und freute mich besonders auf das interessante Ziel. Tatsächlich kann man vollkommen problemlos mit fast jedem Tiefgang die Insel anfahren und findet reichlich Platz, um längsseits an der Innenseite oder der Außenmauer festzumachen. Wir erklommen gleich den Festungshügel, von dem man einen phantastischen Blick über den Öresund und das direkt gegenüber liegende Kopenhagen hat. Lediglich der Liegeplatzpreis von 250 dänischen Kronen (fast 36 Euro) trübte die positive Stimmung kurzzeitig ein.

Einer meiner Lieblingsreviere: Der Öresund.
Künstliche Insel: Flakforet.
Kein Schnäppchen aber sicherer Liegeplatz bei jedem Wind.

Am folgenden Tag fuhren wir an Ven vorbei, da wir bereits etwas zu spät waren: Leider zeigt sich auch in Südskandinavien die von uns in Deutschland oft beobachtete Manie, dass viele Boote bereits in den Mittagsstunden die Häfen bevölkern, um „rechtzeitig“ einen Platz zu belegen. Als wir in den Mittagsstunden an Kyrkbacken vorbeifuhren, drängelte sich bereits eine Schlange von etwa sieben Booten in der kleinen Hafeneinfahrt….
So fuhren wir weiter bis an den Nordausgang des Öresundes, der mit der gewaltigen Kronborg von Helsingör eine weithin sichtbare Landmarke zeigt. Unmittelbar hinter der Burg befindet sich der große Yachthafen. Hier haben wir wieder Mal einen schönen Platz gefunden und erreichten damit gleichzeitig unseren nördlichsten Hafen dieses Törns. Nach einem Hafentag mit dem Besuch der quirligen mittelalterlichen Hafenstadt richteten wir unseren Bug wieder nach Süden.

Anfahrt auf Helsingborg. Kronborg ist querab.
Sonnenuntergang am Nordausgang des Öresundes.
Begegnungen im Öresund: Klassiker trifft Mehrbeiner.
Teilweise Mondfinsternis im Hafen von Rödvig.
Immer wieder spektakulär: Möns Klint.
Große Algenteppiche vor Mön.

Für den Rückweg entschieden wir uns für einen vornehmlich südlichen Kurs, um mit vorherrschenden Westwinden im Landschutz der Inseln bequem Strecke machen zu können. Somit ging es via Dragör, dem wunderschönen, ebenfalls mittelalterlichen Lotsen-Hafen vor der Metropole Kopenhagens weiter über Rödvig und Klintholm bis zum südlichsten Ort Dänemarks: Gedser. Über Fehmarn erreichten wir nach zweieinhalb Wochen und über 400 Seemeilen unseren Heimathafen Travemünde.

Schreibarbeit von unterwegs.