ungeplante Saisonstart-Verschiebung 2022

In dieser Wintersaison habe ich bereits im Dezember mit den Vorbereitungen der Arbeiten begonnen. Um das Boot autark zu machen, sollte der Windgenerator, den ich bereits im Frühjahr vergangenen Jahres gebraucht erworben hatte, das 100W Solarpaneel installiert werden, das ebenfalls schon zwei Jahren im Lager wartet, die LED Buglaterne…usw.
Die Kabelverlegungen und Anschlüsse an die Steuereinheit für Windgenerator und Solarpaneel hatte ich bereits an einen Elektriker vergeben.

Gebrauchte Ausrüstung neu verdrahtet
Dann sollte auch mein oller Garmin 720-Plotter mit AIS versehen werden. Dafür habe ich im vorvergangenen Jahr gebrauchte Raymarine Geräte (Splitter u. Sender) günstig über Facebook geschossen (für manche Sachen eigenen sich die Social-Media-Kanäle dann doch) und bei SVB umprogrammieren lassen.

Das alte Schaltpaneel musste wegen qualitativ  schlechten Schaltern auch raus.
…und ein neues, gelasertes…
…mit neuen Schaltern rein.

Die Verkabelung des Windgenerators u. des Solar-Paneels klappte hervorragend. Dann folgte die Verkabelung u. Programmierung des Plotters durch die Kieler Firma Sikom-Bühler. Die Jungs haben meinen Plotter ausgebaut und zum Programmieren mitgenommen. Zusätzlich wurde dafür ein kleines NMEA-2000-Netz in meinem Boot eingebaut und integriert. Nach einigen Wochen kam der Plotter zurück und die Rechnung auch…Die Kieler gönnten sich mit rund 1700 Euros einen ordentlichen Schluck aus meiner Pulle! Tatsächlich empfange und sende ich AIS-Signale, aber wie Schiffe mit welchem Kurs und welchem Speed wohin fahren, wird nicht angezeigt!? Das versuche ich noch herauszufinden.

Alter Plotter mit AIS!

Leider verschob der befreundete Schlosser die Montage des Windgenerator-Mastes am Heck, sodass ich diesen erst Mal abgeschrieben habe und mich dem Antifouling-malen hingab. Schließlich stand Ostern und die Kranung vor der Nase.

Der Schock
Während des Malens, ich war fast fertig und strich die letzten Züge am Achterschiff, unterhielt sich ein Winterlager-Nachbar mit mir und zog dabei einen Spachtel aus seinem Kittel und prokelte am Unterwasserschiff herum. Plopp, fiel ein Fingernagelgroßer Brocken des Unterwasserschiffes heraus…!!! Nach dem ersten Schock stellte sich heraus, dass es sich bei dem Brocken um alten Spachtel aus der Verbindung vom angesetzten Heckteil (unter Freunden darf man vom Bürzel sprechen) und dem Heckspiegel. Nach Rücksprache mit meinem Freund Hubert empfahl dieser, eine Radikal-Kur! Vorweg muss ich erwähnen, dass der Bürzel Probleme bereitet, seit ich das Boot besitze! Erst war es der vollkommen verrottete Teak-Deckel des Vorbesitzers, der den „Stauraum“ des Bürzels verschließen sollte, dann versuchte ich nach einer Sanierung der Oberflächen einen Verschluss durch ein ALU-Riffelblech zu installieren => vergeblich…ich fuhr immer Wasser spazieren! Im vergangenen Winter laminierte ich den Bürzel von oben komplett zu! Wassereinbruch zumindest theoretisch unmöglich!
Nachdem herausgebrochenen Spachtel wurde ich neugierig! Fahre ich wohlmöglich immer noch Wasser spazieren? Nach der Öffnung von innen (durch die Backskiste) zeigten sich etwa 25 Liter Salzwasser im Bürzel!!!?

Die Welt war noch in Ordnung.
Hier fiel der Brocken aus dem Laminat.

Die Radikal-Kur
Ich folgte der Empfehlung meines Freundes und machte die Verbindung zwischen dem Rumpf und der angesetzten Heckverlängerung auf einer Breite von etwa 20 Zentimetern auf – bis auf die Laminatmatten!

Meine gesamte Kranungsplanung und der Saisonstart zu Ostern fiel ins Wasser! Schleifen, schleifen und nochmal schleifen => und zwar komplett, von der einen Seite der Scheuerleiste über den bereich im Unterwasserschiff, bis zur anderen Seite!
Bereits während der Arbeiten zeigte sich die fehlerhafte oder ungenügende Arbeit, während des Bootsbaus vor mittlerweile 32 Jahren: Das angesetzte Heckteil wurde zwar mit dem Spiegel verbolzt, aber nicht mit Laminat verbunden! Stattdessen wurden viele Kilo Spachtel „verarbeitet“ und zwischen die beiden Rumpfteile „geschmiert“. Wie ich weiter feststellte, war die Verbindung oben, an der Scheuerleiste, hauchdünn. Trotz der martialischen Maßnahmen war ich froh, die fehlerhafte Bauweise gefunden zu haben um nun einen festen Verbund zu schaffen! Mit speziellen Köpergewebe, dass sich an Formkanten gut anschmiegen und Spezial-Epoxid-Harz, das ab fünf Grad Außentemperatur verarbeitet werden kann (!), schufen wir eine sehr feste Verbindung zwischen den Bauteilen.

Schleifen, schleifen , schleifen
Dünnes Laminat im Überwasserbereich.
Das wurde aufgeschliffen, entgratet und gesäubert.
…und mit Gewebe…
…in mehrere Lagen verschlossen

In der Endphase spachtelten wir die Oberflächen mit Epoxid-Spachtel bei und Hubert ließ es sich nicht nehmen, die Situation vor Ort, also im Freilager (!) mit 2-K-Lack zu spritzen!

2-K-Spachtel schleifen und wieder spachteln…
Dann endlich: die 2-K-Grundierung.

 

Unter ziemlich abenteuerlichen Bedingungen rührten wir den passenden Farbton an und ehe ich mich versah, war die erste Schicht drauf. Mit seinem kundigen Auge traf Hubert den Farbton fast 100 prozentig, sodass auch nach der zweiten Lage kaum etwas zu erkennen ist! Eine unfassbare Leistung, die mein Freund Hubert geleistet hat!!!

 

Hubert beim Lacke mischen.
Der Lackier-Meister im Einsatz.
Das erste Spritzergebnis…
…kann sich…
…sehen lassen!

Nach vier Wochen Verspätung und einigen Restarbeiten starte ich die Saison 2022 am 17. Juni mit frisch lackiertem Heckpartien 😉

Wir haben die Reparatur unter ziemlich anspruchsvollen Bedingungen im Außenlager geschafft!